Nach dem ersten Abebben der Frühjahres-Covid19-Krise gehörten die Beschäftigten im Gesundheitsbereich zu den ersten, die für ihre Forderungen wieder auf der Straße waren. Die Forderung nach der Optierung wurde durchgesetzt. Doch wir sind noch lange nicht am Ziel. Martin Gutlederer zum abgeschlossenen Kampf um die Optierung.
PolitikerInnen aller Couleur überschlugen sich in Dankbarkeit, um schon beim ersten Zeichen der Entspannung nach der Covid19-Krise den Beschäftigten des Gesundheitsbereichs in den Rücken zu fallen. Besonders negativ fallen dabei die PolitikerInnen der Schwarz-Grünen Bundesregierung auf, die rücksichtslos entgegen aller wissenschaftlichen Erkenntnisse die Pflegelehre umsetzt und deren Vordenker Rauch-Kallat und Fiedler bereits davon träumen (Akut-)Betten zu reduzieren.
Doch auch die Wiener Politik geht nicht adäquat auf die Forderungen der Beschäftigen ein. Zwar wird die Altersteilzeit kommen und endlich die Optierungsmöglichkeit geschaffen, aber Letzteres geschieht erst ab April 2021 und nicht rückwirkend ab 2018.
Das frustriert viele KollegInnen ebenso wie das Schweigen der Gewerkschaftsspitze während der Covid19 Krise und die mangelnde Perspektive einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Laut einer aktuellen OECD-Vergleichs-
studie sind die Bedingungen hierzulande im internationalen Vergleich gravierend: 90% der KrankenpflegerInnen hierzulande geben an, im Beruf einem erhöhten Risiko ausgesetzt zu sein, 68% sind nach einem normalen Arbeitstag erschöpft, 35% der PflegerInnen leiden an arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen. Bei all diesen Negativ-Indikatoren ist Österreich international im absoluten Spitzenfeld.
Der SARS-CoV2-Virus führt weltweit zu einer Überlastung der Gesundheitssysteme. Es kam übermenschlichen Anstrengungen und Belastungen durch das Basispersonal: „Medizinisches und Pflegepersonal hätte nicht nur sein
Leben riskiert, sondern leide vielfach auch an körperlicher und psychischer Erschöpfung nach Monaten extrem fordernder Arbeit während der Pandemie“ stellt die WHO fest.
In diesem Zusammenhang reicht die Durchsetzung der Optierungsmöglichkeit natürlich nicht. Doch der Weg den wir beschritten haben bringt uns Erfolge. Das ist eine zentrale Lehre: selbstbestimmt den Arbeitskampf wagen, die Politik der Gewerkschaftsführung ständig herausfordern, selbstständige Kommunikations-Netzwerke und die Streikfähigkeit an den Stationen herstellen – so können wir auch die weiteren Herausforderungen meistern.
Wir von der Liste Solidarität haben nicht vor auf halbem Weg stehen zu bleiben. Ungeduld und Verzweiflung werden uns dabei nicht weiterbringen, ebenso wenig wie das Loblied auf die Sozialpartnerschaft. Wir müssen uns Streikfähigkeit erarbeiten und uns organisieren, um in künftigen Auseinandersetzungen besser aufgestellt zu sein und uns Verbesserungen zu erkämpfen. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten und laden euch dazu ein uns zu stärken.