Eine Gruppe Vorarlberger Pflegender in Beruf und Ausbildung widmet sich in diesem Beitrag dem in Vorarlberg besonderen wichtigen Thema der Kinderbetreuung.
Wir kämpfen als Gewerkschaftsmitglieder für die überfälligen Verbesserungen unserer Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Gerade in Vorarlberg heißt das auch: für flächendeckende Kinderbetreuung!
Vorarlberg weist in der Gleichstellung der Geschlechter teilweise desaströse Werte auf. Die Unterbeschäftigung von Frauen ist massiv, das Jahreslohngefälle zwischen den Frauen und Männern trauriger Spitzenwert (47% im Vergleich zu 37% österreichweit!!). Dementsprechend hoch ist das Pensionsgefälle bzw. die weibliche Altersarmut. Der „Teufelskreis“ dieser niedrigeren Fraueneinkommen ist bekannt: es erscheint „vernünftig“, dass die Niedrigverdienerin „Frau“ bei Herd und Kind verbleibt, anstatt zu arbeiten.
Das liegt heute sicherlich nicht (mehr) an der angeblich „spießigen Mentalität“ der XibergerInnen. Hauptgrund für diese beschämenden Zahlen ist die teilweise extrem mangelhafte Infrastruktur der Vorarlberger Kinderbetreuung. Die Hälfte der Vorarlberger Eltern, und über 70% der Einelternfamilien finden diesen Zustand unhaltbar (Quelle: Häfele 2020, zitiert aus dem Vorarlberger Gleichstellungsbericht 2021).
Vorarlberger Kindertagesstätten haben oft weder ganzjährig, noch über die gesamte Woche, noch für genügend Stunden pro Tag geöffnet, um Vollzeitberufe möglich zu machen. Gerade 40h Schichtarbeit – Stichwort Pflege! – wird dadurch für Frauen extrem erschwert. Wie viele Eltern und insbesondere Mütter kennen die Rechnerei, ob sich dieser oder jener Job mit den Öffnungszeiten der örtlichen Tagesstätte noch ausgeht? Oder sogar die Überlegung, wie lange und ab welchem Alter man sein Kind frühmorgens vor einer geschlossenen Türe warten lassen „darf“, um damit ein würdiges Einkommen zu rechtfertigen? Aus der „Steinzeit“ sind wir heraus, die Zahl der Einrichtungen steigt und das ist sehr positiv. Wir wollen aber auch aus dem „Mittelalter“ raus und die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern nicht nur langsam ankratzen, sondern tatsächlich abschaffen – also muss ein flächendeckender Ausbau von vollzeittauglicher und ganzjähriger Kinderbetreuung her! Selbiges gilt für die Preise: die haben sich hierzulande (trotz der sozialen Staffelung) nämlich mehr als gewaschen, und wenn man von Fairness reden will dann muss Kinderbetreuung extrem günstig oder kostenlos sein. Gerade im „Ländle“: unsere Unternehmer protzen gerne überheblich mit den im Ländervergleich „guten Wirtschaftsdaten“ – wo bleibt dann das Geld für eine Betreuungsstruktur wie etwa in Wien? Erarbeitet haben die „guten Zahlen“ schließlich die Vorarlberger ArbeiterInnen.
Diese Dinge können nicht warten! Das zeigen die unfairen Löhne und Pensionen der Vorarlberger Frauen – das zeigen aber auch die Erfahrungen vieler Vorarlberger Pflegerinnen in der Corona-Zeit.
Der „Frauenberuf“ Pflege ist nach wie vor zu über 80% weiblich. In den letzten eineinhalb Jahren Corona-Krise waren viele in unserem Berufsstand über Nacht gefordert, vollen Einsatz zu bringen – und gleichzeitig die Betreuung ihrer Kinder zu improvisieren, wobei der Aufwand durch geschlossene Schulen, homeschooling etc. noch massiv gestiegen war. Und wie alle wissen ist Corona alles andere als vorbei! Verlangt man also von PflegerInnen weiterhin volle Krisenbereitschaft und die Ausübung der Pflege als Berufung und nicht als „Nebenjob“, dann müssen diese akuten Probleme sofort geklärt werden.
Wir stellen uns als Gewerkschaftsmitglieder hinter die Aussagen des Vorarlberger ÖGB, der seit Jahren die Beschleunigung des Ausbaus fordert. Angesichts der Dringlichkeit und der haarsträubenden Lebens- und Arbeitsbedingungen vieler Vorarlberger Frauen halten wir es aber für die Verantwortung von ÖGB und Personalvertretung, für diese Forderungen auch betrieblich zu mobilisieren und als letztes Mittel auch einen politischen Arbeitskampf darum zu führen– gerade auch für das Recht auf Kinderbetreuung!
Wenn du mit uns auch in Vorarlberg für eine kämpferische Gewerkschaft im Gesundheits- und Sozialbereich eintreten willst, dann melde dich bei uns!
vorarlberg@solidaritaet-gesundheit.at