Lorbeeren haben kein langes Haltbarkeitsdatum

© Alexander Raths Lizenz Adobe Stock

Es war wieder einmal soweit: Weihnachten stand vor der Tür und das „Krisenjahr“ 2020 neigte sich dem Ende zu. Auch beim Urlaubsgeld werden wir es wieder zu hören bekommen. Jürgen Kellner zum Selbstlob der Gewerkschaftsführung.

Pünktlich zu Beginn der Weihnachtszeit folgten fast täglich Social Media Kampagnen durch die Gewerkschaftsführung, dass das Weihnachtsgeld nur infolge anhaltender harter Verhandlungen weiterhin besteht. 

Keine Frage, das 13. und 14. Gehalt sind Meilensteine der Kollektivvertragsverhandlungen und darauf darf man zurecht stolz sein. Allerdings wurde dieser Durchbruch Ende der 1940er Jahre von unseren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern verhandelt und erkämpft. Er ist nicht der Erfolg der aktuellen Gewerkschaftsführung, sondern der ArbeiterInnenbewegung in Österreich in der Vergangenheit. 

Anstatt sich für Pionierleistungen von damals zu Loben, sollten endlich einmal schon längst überfällige Forderungen aus der heutigen Zeit umgesetzt werden. Die letzte Reduktion der Wochenarbeitszeit liegt bereits 45 Jahre zurück. Anstatt der Durchsetzung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich wurde in der Sozialwirtschaft gleich ein Abschluss auf drei Jahre verkündet. Am Ende des dreijährigen Pakets steht eine Reduktion von 38 auf 37 Stunden (!) Wochenarbeitszeit an. Die nächsten Verhandlungen finden erst am Ende der dreijährigen Verhandlungspause statt – während das Ergebnis als „richtungsweisend“ gefeiert wird. 

Bei den Gehaltsverhandlungen für das Jahr 2021 war man sich bei Younion „rasch“ einig, dass aufgrund der Wirtschaftskrise infolge der Covid-Pandemie eben nicht mehr als +1,45% möglich sei. Inzwischen wurden in anderen europäischen Ländern Sonderzahlungen, monatliche Prämien und bemerkenswerte Gehaltserhöhungen erkämpft. Aber bei uns geht angeblich nicht mehr. Und nur wenige Wochen später verkündete die Politik, dass die Politikergehälter im Jahr 2021 um 1,5% steigen werden. So viel wert sind wir – die gefeierten und beklatschten „HeldInnen der Coronakrise“ – also. 

Quasi nebenbei wurde durch die Bundesregierung das Aus für die Hacklerregelung verkündet, was von den Gewerkschaften abseits von Presseaussendungen & einer Petition kampflos hingenommen wurde. Immerhin befinden wir uns ja in einer Krise. Und vom groß verlautbarten „Coronatausender“ für die „KrisenheldInnen“ wird ebenso wenig übrig bleiben, wie damals vom „Ederer-Tausender“ zum EU-Beitritt. Bleibt also nicht mehr übrig, als sich mit den großen Errungenschaften unserer Vorfahren zu schmücken. 

Kritik an diesem Eigenlob erwidert man oft damit, dass die „Basis“ sich darauf Ausruhe „nur Mitglied“ zu sein oder gar nicht erst Gewerkschaftsmitglied wird. Wir halten es für falsch der Basis die Schuld für die Enttäuschung über die Gewerkschaftsführung zu geben, es ist die Aufgabe der gewählten Führung eine überzeugende Politik umzusetzen. Nichts desto trotz zeigen wir, dass es anders geht und haben uns daher vorgenommen wie jedes Jahr vorgenommen neue Gewerkschaftsmitglieder für die Younion Wien zu gewinnen und überzeugen gemeinsam für einen kämpferischen Kurs einzustehen.

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