Immer wieder wird davon berichtet, dass auf immer mehr Stationen nur noch mit Mindestbesetzung geplant wird. Im Krankheitsfall wird die Mindestbesetzung zur Unterbesetzung, die PatientInnen können nur mit aufreibendem Einsatz des wenigen verbliebenen Personals adäquat versorgt werden. So etwas darf nicht immer öfter passieren oder gar zur Regel werden Patrick Kaiser argumentiert wie das zu verhindern wäre.
Laut einer aktuellen Studie der „Karl Landsteiner Privatuniversität“ mit 1.000 befragten TeilnehmerInnen auf Allgemeinstationen in Spitälern können rund 84 Prozent der Pflegepersonen nicht mehr zeitgerecht alle notwendigen Pflegemaßnahmen durchführen. Dies wird Missed Nursing Care (MNC) genannt und betrifft vor allem direkte pflegerische Tätigkeiten an den PatientenInnen, wie Mobilisation, emotionale Unterstützung und Gesprächsführung – auch bei kognitiv beeinträchtigten Personen – sowie Angehörigenschulungen etc. Selbst einfache und trotzdem zeitraubende Tätigkeiten wie rechtzeitig Vitalparameter messen und Medikamente verabreichen werden laut der Studie immer schwieriger im Arbeitsalltag schaffbar. Diese Tatsache kennen wir bereits aus vorhergegangenen Studien und auch aus der Realität, wenn man im Pflegebereich tätig ist.
Pflegepersonal fehlt überall!
Wie wir bereits länger wissen fehlt es schon jetzt und in Zukunft noch mehr an Pflegepersonal, während gleichzeitig immer mehr KollegInnen an Kündigung denken oder sich bereits verabschiedet haben. Auch das wird durch die neue Studie ein weiteres Mal bestätigt, in der befragten Gruppe denken fast 75% der Pflegenden daran den Beruf zu verlassen. Als Grund werden die Arbeitsbedingungen sowie Personalmangel und daraus resultierender unzureichender Besetzung der Dienste erkannt. Wenn zu wenig qualifiziertes Personal zur Verfügung steht, kommt es nachweislich vermehrt zu Infektionen, Dekubiti und auch zu höheren Sterberaten.
Mehr Personal ist notwendig!
Wir erleben derzeit eine Verschiebung von immer mehr Kompetenzen von ärztlicher Seite auf den gehobenen Dienst, vom gehobenen Dienst Richtung Assistenzberufe. Dies ohne Entlohnung, ohne garantierte Fortbildungen und bei teilweise verkürzer Ausbildungszeit. Diese Dequalifizierung durch die Hintertür, aber auch offen in Form der Pflegelehre lehnen wir konsequent ab. Mehr Kompetenzen muss mehr Ausbildung, mehr Zeit für die Tätigkeiten und bessere Vergütung heißen. Das heißt nicht, dass wir Assistenzberufe ablehnen: Wir schätzen alle KollegInnen. Wir brauchen diese KollegInnen zusätzlich zur PatientInnenversorgung und kein Jonglieren von Aufgaben mit immer mehr und verschiedenen Berufsgruppen. Es braucht mehr Personal und damit mehr Zeit für die PatientInnen um den Beruf wieder attraktiver zu machen. Dafür braucht es Druck durch einen offensiv geführten Arbeitskampf der gesamten Daseinsfürsorge, um die Politik und Arbeit- bzw. DienstgeberInnen zu besseren Arbeitsbedingungen zu zwingen, durch Bittstellen an Parlamente wurde noch keine Verbesserung umgesetzt, nur Pseudo-Reformen.
Wir brauchen gesetzlich vorgegebene Personalschlüssel
Die Arbeitsbedingungen müssen in allen Bereichen attraktiver werden. Notwendig ist eine gesetzliche Vorgabe von besseren Mindestpersonalschlüssel, die aber nicht zur Regel werden dürfen. Deshalb brauchen wir auch Normalbesetzungsschlüssel, nur so kann die volle pflegerische Qualität geboten werden. Diese Normalbesetzung sollte außerhalb von Ausnahmesituationen Standard sein! Diese Personalschlüssel müssen unter Beteiligung aller betroffenen Berufsgruppen entwickelt werden. Die in den Dienststellen intern oft so genannte Maximalbesetzung würde eigentlich dem Idealzustand entsprechen, wird allerdings durch den Namen entwertet und nicht selten als Grund für Rücknahme des Personals gedeutet.
Die Sanktionierbarkeit dieser Personalschlüssel muss sichergestellt werden. Als Beispiel seien hier extra Zeitausgleichsstunden nicht nur für Dienste mit Unterbesetzung, sondern auch mit Mindestbesetzung angeführt, diese Dienste sind oft nicht weniger fordernd als in Unterbesetzung. Damit niemand in der Pflege ausbrennt, brauchen wir einen gesunden Mix aus hochausgebildetem, gut bezahltem Personal, dass in ausreichender Zahl zur Verfügung steht. Das „Durchwurschteln“ mit „Geht sich eh noch irgendwie aus“ führt schlussendlich zum Kollaps des Systems und schadet sowohl der Pflege als auch den PatientInnen! Letztendlich kommt man an einer vollständig öffentlichen Daseinsfürsorge unter Kontrolle der Beschäftigten nicht vorbei.