Wenn man so möchte war die Besoldungsreform 2018 unsere Geburtsstunde. Diese sah ein höheres Einstiegsgehalt bei anderen dienstrechtlichen Rahmenbedingungen für neue MitarbeiterInnen der Stadt Wien vor.
Damit ergaben sich teilweise sehr unfaire Lohnunterschiede: Langjährige MitarbeiterInnen verdienten oft nun weniger als KollegInnen, die nach dem 1.1.2018 ihr Dienstverhältnis begonnen haben. Dies führte zu Frust, Demotivation und schafft eine potentiell neue Spaltung in der Belegschaft. Die Führung der Personalvertretungen und Gewerkschaften hatten dabei scheinbar versucht die massiven Unterschiede in den Lebensverdienstsummen zu verschleiern oder kennen diese Zahlen mangels Eigeninformation erst gar nicht. Uns hatten damals viele Berichte erreicht, dass neuen MitarbeiterInnen nahegelegt wurde, zu verheimlichen was sie verdienen.
In der Zwischenzeit wurde uns das neue Besoldungsschema als Erfolg verkauft, an dem der Großteil der Belegschaft aber nicht teilhaben kann. Zwei Kollegen aus der Rudolfstiftung haben eine Online-Petition gestartet, die vom nicht mehr antretenden Vorsitzenden des Dienststellenausschusses Heinrich Schneider im Wilhelminenspital aufgegriffen wurde und als offizielle Petition bei der Stadt Wien weitergeführt wurde. Wir haben uns dabei von Anfang an gemeinsam mit den beiden Kollegen der Rudolfstiftung und Heinrich Schneider zusammengetan.
Uns – den MitarbeiterInnen der Stadt Wien – war es dabei gelungen über 10.000 physische Unterschriften zu sammeln und 5000 digitale Unterstützungserklärungen für unser Anliegen zu sammeln. Das war eine gemeinsame Leistung aller MitarbeiterInnen, die keinen einzelnen Architekten hat, sondern nur viele BauarbeiterInnen.Doch noch bevor wir die Unterschriften abgegeben und fertig gesammelt haben, war es uns wichtig auch die Gewerkschaft und die Personalvertretung bzw. deren Führung in die Pflicht zu nehmen und dazu auffordern mit uns zu kämpfen. Deshalb wurde gemeinsam mit KollegInnen aller Häuser eine Protestkundgebung vor der Zentrale der Younion organisiert, die ein großer Erfolg war: Der Vorsitzende der Younion Christian Meidlinger und die damalige Vorsitzende der Hauptgruppe 2 (zuständig für Gesundheitsfragen) Susane Jonak mussten sich unserer Kritik und unseren Fragen stellen.
Und trotz dieser zwei großartigen Erfolge, die gezeigt haben, dass sich die Pflege nicht alles gefallen lässt, war die Optierung im Frühjahr 2019 noch immer in weiter Ferne. Uns wurde klar, dass wir weiterhin den Druck aufrecht halten und gegebenenfalls Kampfmaßnahmen bis zum Streik organisieren müssen. Diese Aufgaben können wir am besten erledigen, wenn wir uns auf den Stationen organisieren, absprechen und auf unser Ziel hinarbeiten. Dazu eignet sich ein Aktionskomitee auf einer Station, Abteilung oder eines ganzes Hauses, um alle motivierten und interessierten KollegInnen zu sammeln und zu beginnen die anderen KollegInnen zu informieren. Am Wilhelminenspital, Otto-Wagner-Spital und der Semmelweiß-Klinik haben wir uns deshalb zusammengetan und in stetig wachsenden Treffen organisiert. Bei denen wir diskutieren, demokratische Beschlüsse fassen und Verantwortliche auf den Stationen und in den Häusern wählen.
Bei unserem ersten Treffen waren wir 25 KollegInnen, bei unserem zweiten Treffen bereits 35. Unser Ziel ist es immer größer zu werden und gemeinsam aktiv für die Interessen MitarbeiterInnen des Wiener Gesundheitsverbundes (damals KAV) einzutreten. Ausgehend von unseren Treffen, haben wir auch die Bewerbung der Aktion am 1. Mai und der Großdemonstration organisiert, sowie die Information der KollegInnen auf den verschiedenen Stationen koordiniert.
Bei einem unserer Treffen am 16.4. 2019 wurde uns nach reiflicher Überlegung und Diskussion auch klar, dass wir das Problem einer mangelhaften Personalvertretung nur lösen können, wenn wir unser Schicksal und unseren Kampf selbst in die Hand nehmen! Wir jammern nicht, sondern nehmen die Dinge für uns und unsere PatientInnen selbst in die Hand. Wir verstehen, dass es gilt die Streikfähigkeit im Wiener Gesundheitsverbund (ehemals KAV) herzustellen. Jene, die den Betrieb aufrecht erhalten, wissen auch wie man ihn so einschränkt, sodass wir die Arbeitsbedingungen und die PatientInnen vor dem Sparstift schützen können. Wir haben uns entschlossen, uns an den Personalvertretungswahlen 2019 zu beteiligen, um dieses Programm breiter vertreten zu können. Und für eine streikfähige Personalvertretung und Gewerkschaft zu arbeiten!
Seit 2019 sind wir in 2 Häusern in der Personalvertretung- und den Gewerkschaftsausschüssen vertreten und sehen uns als Speerspitze für eine kämpferische, demokratische und transparente Gewerkschafts- und Personalvertretungspolitik. Seit 2020 geben wir auch eine Betriebszeitung heraus und sind dabei unsere Ideen in ganz Wien und darüber hinaus zu verbreiten. Um unser Ziel jedoch zu erreichen und eine Alternative zur aktuellen Gewerkschaftsführung herzustellen und eine andere Politik durchzusetzen brauchen wir jedoch jede und jeden Einzelnen. Mach also mit und werde mit uns aktiv!
Hier noch ein kleiner Text, der ansprechend wirkt und den Newsletter beschreibt.