Am 4. April hat die Bundesregierung arbeitsrechtliche und finanzielle Verbesserungen für das Intensivpersonal in Aussicht gestellt. Wieso das nicht reicht argumentiert dieser Artikel.
Ich stelle mir nun die Frage, wenn ich diese Schlagzeile höre oder lese: „und wie soll das gehen?“. Im Jahr 2020 gab es eine „Covid-Prämie“ von 500 Euro für ca. 4000 KollegInnen – von insgesamt ca. 28000 MitarbeiterInnen beim Wiener Gesundheitsverbund. Wobei die Verteilung/ Zuordnung damals schon für viele MitarbeiterInnen sehr undurchsichtig schien. Es gab spezielle Kriterien, ab wann ein/e MitarbeiterIn berechtigt war, diese Prämie zu bekommen. Man musste etwa „direkten und unmittelbar über einen längeren Zeitraum mit Covid19-PatientInnen“ gehabt haben. Das kann nur kritisch betrachtet werden, denn da war die Pandemie noch in den Kinderschuhen, viele MitarbeiterInnen erhielten diese Prämie nicht, obwohl sie unabhängig von „direktem und unmittelbaren“ Kontakt einer wesentlich höheren Belastung ausgesetzt waren.
Warum die Belohnung nur für eine Berufsgruppe, wie von der Bundesregierung vorstellt ungeeignet ist möchte ich hier darlegen. Man stelle sich vor, der Wetterbericht sagt einen Kälteeinbruch mit massivem, noch nie da gewesenem Schneefall voraus. Der Beginn wäre in den nächsten 2-3 Wochen und würde voraussichtlich 3 Monate dauern. Eventuell könnte in ein paar Monaten danach wieder ein massiver Schneefall sein, wobei es die ganze Zeit leicht schneien würde. Und nun würden nur 10% der SchneeräumerInnen eine Bonuszahlungen bekommen, nämlich jene, die in den ersten drei Monaten gearbeitet haben (aber auch nur, wenn Vorgesetzte gefunden haben, dass genug Schnee geschippert wurde). Alle anderen gingen leer aus. Als Dank bekamen sie zu Beginn noch Applaus, aber später nur noch neidvolle Blicke, weil sie doch noch Schnee schaufeln durften. Nun können Sie sich sicher vorstellen, dass einige aufgehört haben zu arbeiten, weil die Arbeit fast nicht mehr zu schaffen war, vieles eigentlich unzumutbar war und sie es unfair fanden, keine Prämie bekommen zu haben. Oder erwartet man sich jetzt eine freudvolle neue Generation an Schneeschauflern?
Eine Phantasiegeschichte? – Leider nein. So plant man es angesichts der Erfahrungen mit Covid19 offenbar jetzt im Gesundheitsbereich. Viele MitarbeiterInnen bekommen oder haben keine Covid19 Prämie bekommen, obwohl sie kurz nach Beginn der ersten Welle Covid PatientInnen betreuen mussten. KollegInnen, die, dank ihrer Ausbildung und ihren Kenntissen auf Intensivstationen ausgeholfen haben, bekamen keine adäquate Besserbezahlung.
Etwaige „Löcher im Dienstplan“, die durch Krankenstände und Quarantänen entstanden sind, wurden Berichten, die aus ganz Österreich kamen größtenteils vom eigenem Team ausgeglichen. Trotzdem gingen viele MitarbeiterInnen ihrem Job nach und gaben ihr Bestes. Dankenswerter Weise haben viele Berufsgruppen zusammen geholfen und sich gegenseitig unterstützt – nur so konnte die Pandemie vorerst mit zwei blauen Augen in unserem Gesundheitssystem bewältigt werden.
Und jetzt fragt man sich natürlich im Gesundheitsbereich, wie sollen die Verbesserungen aussehen? Wie soll es gerechte Prämien geben? Warum nur für Intensivpersonal? Ich glaube, dass im Gesundheits- und Sozialbereich derzeit ALLE Berufsgruppen am Limit arbeiten, daher muss eine nachhaltige Verbesserung auch für alle KollegInnen ermöglicht werden.
Wir können gespannt auf die Vorschläge der Politik warten, und uns wieder einmal in Geduld üben, aufs Beste hoffen und als GewerkschafterInnen organisieren und Druck auf unsere Führung ausüben, wenn wir „das Beste“ als „nicht gut genug“ erachten.